Der Friedhof in Möckern
Friedhof Möckern – Zweitkleinster städtischer Friedhof Leipzigs
Fläche: 1,8 ha
Grabstellen: ca. 3000
Max-Liebermann-Straße 2
04159 Leipzig
April-September: 7:00 – 21:00 Uhr
Oktober-März: 8:00 – 18:00 Uhr
Friedhofsverwaltung: 0341 9120406
Mit seinen 1,8 ha ist der Friedhof in Möckern zwar recht klein, weist aber dennoch vielfältige Zeugnisse der Geschichte auf.
Möckern war früher keine selbstständige Kirchgemeinde. Erst 1544 wurde es zusammen mit Gohlis und Eutritzsch eingepfarrt.
Aufgrund der Industrialisierung nahm die Bevölkerungszahl Mitte des 19. Jahrhunderts rapide zu. Der Pfarrer von Eutritzsch fragte 1850 aufgrund der Situation den Gemeinderat nach einem eigenen Bestattungsplatz, um der wachsenden Menschenanzahl in Sachen Beisetzungen gerecht zu werden.
Am Ostersonntag 1852 war es dann so weit. Der Friedhof Möckern wurde eröffnet. Jedoch reichte der Platz nach kurzer Zeit nicht mehr aus und Baumaßnahmen an der heutigen Georg-Schumann-Straße gefährdeten das Bestehen des Friedhofs. Daraufhin erwarb der Gemeinderat ein großes Gelände hinter der Magdeburger Bahn, um dort einen neuen Friedhof zu gründen.
Im Jahre 1895 wurden vorübergehend sogar beide Flächen bewirtschaftet. Kurze Zeit später wurde jedoch der Friedhof an der Halleschen Chaussee geschlossen.
Der Friedhof, wie wir ihn heute kennen
Von da an wurde nur noch der neu gegründete Friedhof unterhalten. Das Grab von der ersten Beisetzung befindet sich noch heute direkt neben der Kapelle. Als die Grabstelle entstand, war diese jedoch nocht nicht fertig gestellt.
Die Kapelle wurde unter Leitung des Baumeisters Friedrich Spahlholz errichtet. Auch sein Grab kann man heute noch in der I. Abteilung finden.
Durch eine großzügige Stiftung im Jahre 1898 durch Emillie Krischker, war es dem Friedhof möglich gewesen Buntverglasungen der Fenster, eine Totenglocke und ein Harmonium zu erwerben.
Das Grab der Stifterin ist die einzige Eck-Wandstelle auf dem Friedhof und befindet sich neben der Kapelle.
Die Begräbnisstätte Möckern wurde 1911 eingemeindet und somit war er von diesem Zeitpunkt an im Besitz der Stadt Leipzig, die auch die Verwaltung übernahm/übernimmt.
Die II. Abteilung wurde 1933 durch Gartendirektor Nikolaus Molzen (1881 – 1954) und Hans Ackermann (1868 – 1952) angelegt und erweitert.
Von der ursprünglichen Form, die ein ovales Schmuckbeet in der MItte beinhaltete, ist heutzutage nicht mehr viel erhalten. Lediglich alte Pläne lassen die damalige Schönheit erahnen.
Das Grab von Oswald Liebold (1890 – 1965), einem DDR Bildhauer, befindet sich ebenfalls auf dem Friedhof Möckern. Er erschuf nicht nur den Grabstein für seine eigene Ruhestätte, sondern auch für Molzen und die Eltern Walter Ulbrichts.
Goethe in Möckern
Besonders für den Friedhof Möckern ist eine Baumtafel, die an Johann Wolfgang von Goethe erinnern soll. Er besuchte nämlich die Kunstakademie auf der Pleißenburg. Die Tafel wurde 1999 aufgestellt und auf ihr ist zu lesen:
Ginkgo biloba
„Daß ich Eins
und doppelt bin.“
Goethe beschrieb
1815 diesen Baum.
Über der Schrift ist ein Ginkgoblatt abgebildet. Der Ginkgo ist ein Sinnbild für Hoffnung, langes Leben, Freundschaft, Unbesiegbarkeit und die Zusammengehörigkeit zweier Menschen. Das Letztere wird durch die geteilte Form des Blattes symbolisiert.
Spuren vergangener Kriege
Gegenüber der Kapelle findet man ein Gemeinschaftsgrab der Gefallenen der Völkerschlacht. 1914 fanden Bauern bei Baumaßnahmen die Leichen der Soldaten. Diese wurden auf den nahegelegenen Friedhof verlegt. Seit 1997 erinnert ein Gedenkstein aus Meißner Granit mit Bronzetafel an die Verstorbenen.
Auf der anderen Seite des Gemeinschaftsgrabes befindet sich ein Grabfeld für die Gefallenen des I. Weltkriegs. Sie erlagen ihren Verletzungen im Garnisonslazarett Leipzig-Möckern.
Angrenzend kann man die Grabstätte von vier Menschen finden, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden und 1945 unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen. Auch wenn diese Menschen keine Berühmtheiten waren, so sollte man ihrer dennoch gedenken. Eine Liegetafel, die sich auf dem Grab befindet, mit einem Zitat der Schauspielerin Erika Pluhar „Vergessen ist Sterben„, fängt diesen Gedanken sehr schön ein.