Der Ostfriedhof in Leipzig

Der Ostfriedhof – Zweitgrößter städtischer Friedhof Leipzigs

Friedhofsplan

Fläche: 19,8 ha

Oststraße 119
04317 Leipzig
April-September: 7:00 – 21:00 Uhr
Oktober-März: 8:00 – 18:00 Uhr

Friedhofsverwaltung: 0341/9110718

Mittlerweile ist der Ostfriedhof auf eine beachtliche Größe von 19,8 ha erweitert wurden. Im Gegensatz zum Südfriedhof und seinen 78 ha wirkt er dahingehend jedoch winzig.

Eröffnet wurde der Ostfriedhof im Jahre 1879. Die Planung unterlag zwei Landschaftsarchitekten der Lennéschen Schule. In dieser Zeit entstand auch die erste Trauerhalle, die sich am südlichen Ende hinter der Verwaltung befindet.
Somit entwickelte sich der Ostfriedhof vom Reudnitzer Dorffriedhof zum Parkfriedhof.
Ende des letzten Jahrhunderts war der Bevölkerungszuwachs so sehr angestiegen, dass dringend neue Begräbnisflächen her mussten.

Der Ausbau des Ostfriedhofs war unumgänglich

Das erste Mal wurde der Friedhof durch den Königlichen Oberbaurat Scharenberg erweitert. In dieser Zeit ging der Friedhof auch an die Stadt über und wurde von da an durch das Stadtgartenamt bewirtschaftet.

Gartenbaudirektor Otto Wittenberg, welcher auch für den Bau des Südfriedhofs gemeinsam mit Hugo Licht verantwortlich war, ließ einen Rundbogenabschluss mit Pavillon in der III. Abteilung errichten.

Den markantesten Ausbau in seiner Geschichte erlebte der Ostfriedhof durch Gartendirektor Nikolaus Molzen (1881 – 1954). Er veranlasste den Bau riesiger Rundbögen, die das Aussehen des Friedhofs bis heute prägen.
Noch heute kann man die Grabstätte Molzens besuchen. Sein Grabmal besteht aus rotem Granit und wurde durch den Bildhauer Oswald Liebold erschaffen.
Erst kürzlich wurde die Grabstelle durch uns, die Blumenhalle am Südfriedhof, neu gestaltet. Es soll die Form eines Lindenblattes widerspiegeln, in Anlehnung an den Grundriss des Südfriedhofs.

Die von Molzen erweiterte Fläche wurde jedoch während des II. Weltkrieges stark bombardiert. Dadurch entstanden Freiflächen, die von den Anwohnern aus der Not heraus zum Anbau von Gemüse, Kartoffeln und Kohl genutzt wurden. Beispielsweise wurde in Abteilung IX. Mohn und Grünkohl angebaut.

Die Kapelle

Durch die hohen Bäume am Eingang der Kapelle wirkt diese eher unscheinbar und etwas versteckt. In ihrem Inneren befindet sich aber ein kostbarer Schatz.
Das Glockenspiel, bestehend aus 6 Glocken aus Meissener Porzellan, ist weltweit das erste Meissener Spiel mit korrekten Tönen und zudem das älteste Porzellanglockenspiel Leipzigs.
Es wurde vom Direktor der Staatlichen Porzellanmanufaktur Prof. Paul Emil Börner in einem Zeitraum von 10 Jahren entwickelt. Ab 1950 konnte man es zum ersten Mal hören.
Täglich kann man den zwei Stücken von Johann Adolf Hasse (1699 – 1783) und Sigfrid Karg-Elert (1877 – 1933) lauschen. Sie erklingen 09:00, 12:00, 15:00 Uhr und zur Schließung des Friedhofs.

Grabstätten bekannter Persönlichkeiten

Neben der Grabstelle Molzens findet man auf dem Ostfriedhof auch die Wandstelle von Hermann Eduard Förster (1861 – 1933). Jeder der einen Faible für klassische Musik hat und aus Leipzig oder Umgebung kommt, sollte die Förster-Klaviere aus Liepzig-Reudnitz kennen.
Ganz in der Nähe befindet sich das Grab von Max Borsdorf (1897 – 1917). Er war Buchdrucker und Mitbegründer der Spartakusbewegung Leipzig. Sie war eine Vereinigung marxistischer Sozialisten.

Gedenkstellen / Mahnmale

  1. Rechts neben der Kapelle findet man die Sondergräber für Deserteure der Deutschen Wehrmacht. Sie wurden standrechtlich auf dem Schießstand Bienitz bei Rückmarsdorf erschossen. Ein Gedenkstein mit einer Bronzetafel soll an sie erinnern.
  2. Ein Relief auf dem eine Mutter abgebildet ist, soll der Widerstandskämpfer des II. Weltkrieges gedenken. Sie wurden am 13. April 1945 in der Kaserne Leipzig-Möckern hingerichtet.
  3. Der Sowjetische Ehrenhain ist eine Zusammenführung von Einzelgräbern, welcher 1947 entstand. Die zwei großen Denkmäler zu seiten der Einzelgräber sind die Sammelgräber unbekannter Opfer.
  4. Auf der benachbarten Fläche befinden sich konkav gewölbte Bronzetafeln mit Namens- und Lebensdaten der Zwangsarbeiter verschiedener Nationen.
  5. Ein Gedenkstein der Republik Italien ist ebenfalls auf dem Ostfriedhof zu finden. Italien ließ dieses Mahnmal in Gedenken ihrer gefallenen Soldaten errichten.
  6. Das polnische Ehrenmal ist wahrscheinlich das monumentalste und gewaltigste Mahnmal. Es wurde 2008 errichtet.

Beisetzungen außerhalb christlicher Bestattungsrituale

Neben christlichen Grabstellen findet man auch viele russisch-orthodoxe Gräber. Dies ist der Oktoberrevolution 1917 geschuldet. Zu dieser Zeit flohen Adel und Bourgeoisie aus Russland. Viele sammlten sich daraufhin in Leipzig, da dort seit 1913 eine russische Kirche mit eigener Gemeinde bestand.

Eine weitere Religion, die sich auf dem Ostfriedhof etabliert hat, ist der Islam. Seit 1997 ist es Muslimen möglich sich dort beisetzen zu lassen.
Besonderheiten bei den Gräbern sind hierbei, dass sie nach Mekka ausgerichtet sind. Zudem ist es eher unüblich die Ruhestätte zu bepflanzen. In Sachen Ruhefrist gibt es auch einen entscheidenten Unterschied. Während bei uns die Ruhefrist innerhalb von 20 Jahren abgelaufen ist, sollen muslimische Gräber auf ewig bestehen bleiben.